Laila Keeling & Anjali Zyla
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Ich komme aus Afghanistan. Ich bin geboren im Iran, aber meine Familie kommt aus Afghanistan. Ich war für 8 oder 10 Jahre in einer Stadt, dann bin ich zu einer anderen Stadt gegangen. Als ich noch jung war, ist meine Familie nach Afghanistan gegangen, und hat mir gesagt, ich soll im Iran bleiben, um zu arbeiten und dann ihnen Geld zu schicken. Ich habe ok gesagt. Mein älterer Bruder hatte ein Stand im Iran, wo er Schuhe verkauft hat. Er hat gesagt, er lässt den Stand für mich, dann kann ich übernehmen. Aber ich habe gesagt nein, ich wollte nach Afghanistan. Dann, bin ich also auch nach Afghanistan gegangen. Ich glaube, ich war ein Monat in Afghanistan, dann bin ich alleine wieder nach Iran gegangen, weil es war einfach scheiße.

Ich habe keine Ahnung wie alt ich war an diesem Zeitpunkt. Ich weiß wie Alt ich jetzt bin, ich bin 22. Aber ich weiß nicht, wie alt ich damals war. In Deutschland habe ich irgendein Ausweis, aber ich habe es bis jetzt noch nicht gesehen. Die haben es mir nicht gezeigt. Also weiß ich nicht, genau wie alt ich war.

Im Iran gab es sehr viele Probleme. Zum Beispiel mit Kleidung. Wenn man ein T-Shirt trägt, oder mit einem Mädchen draußen ist, dann gibt es so viele Probleme. Vielleicht geht man dann ins Gefängnis, vielleicht wird man ganz viel geschlagen. In Afghanistan auch. Einmal, habe ich in Afghanistan Kleidung gekauft auf der Straße. Dann kam ein Polizist zu mir und hat gesagt, komm hier. Dann hat er mich einfach geschlagen. Ich weiß nicht, wieso. Einfach so. Also bin ich wieder nach Iran gegangen.

Ich habe im Iran nochmal ein bisschen gelebt, ein bisschen Geld gemacht, dann bin ich zu der Türkei gegangen. In der Türkei war es auch scheiße, also bin ich nach Deutschland gekommen. Nach der Türkei war ich noch in ein paar andere Länder, ich weiß aber nicht mehr wie diese Länder heißen, oder wie lange die Reise war. Das war ja jetzt schon 5 Jahre her. Ich bin nicht mit meiner Familie gekommen, ich war alleine. Ich glaube, ich war 2 Monate in der Türkei. Dort war ich nicht in einem Heim, ich war auf der Straße. Es war sehr Scheiße.

Von da bin ich weiter gereist. Ich habe mit dem Man von meiner Schwester auf dem Telefon gesprochen, und ich habe gefragt für ein bisschen Geld. Ich habe gesagt, ich brauche ein bisschen Geld, weil ich will von der Türkei gehen, vielleicht nach Deutschland. Dann hat er mir das Geld geschickt. Er war damals im Iran. Jetzt ist er tot.

Ich habe keine Familie in Deutschland, ich kenne niemanden hier. Im Iran hatte ich sehr viele Probleme, und wegen dieser Probleme bin ich gegangen. Als ich in der Türkei war, habe ich mit anderen gesessen und mit den Leuten geredet, und sie haben gesagt, wir sollten nach Deutschland gehen. Ich habe die Reise also nicht alleine gemacht, es sind andere von der Türkei gegangen, und ich bin mit gegangen.

Als wir die Türkei verlassen haben, sind wir gelaufen. Ich weiß nicht, wie viele Tage das waren von der Türkei, aber wir haben für sehr lange gelaufen. Wir haben in dieser Zeit nichts gegessen. Es ist jetzt vor 5 Jahren, also weiß ich nicht mehr genau. Ich war aber in einer Gruppe, ich glaube, es waren 1000 Leute insgesamt. Die anderen haben sich manchmal hingesetzt, also sind manche Leute vorgegangen, und andere sind später weiter gegangen. Aber wir hatten gutes Glück, weil in Bulgarien haben die Polizei sehr viele Leute angenommen, und dann wieder zur Türkei zurückgeschickt. Manche Leute wurden also zurückgeschickt, aber ich nicht. Meine Gruppe war sehr groß und gut und hat es geschafft, aber andere nicht.

Wir sind nicht den ganzen Weg nach Deutschland gelaufen. Teilweise waren wir im Zug. Ich war in so vielen Städten, von der Türkei nach Deutschland. Die Polizei war auch im Zug. Ein Kumpel von mir hat mit dem Polizisten gesprochen, aber ich konnte nichts verstehen. Er hat einfach mit ihm gesprochen, dann war es ok. Dann sind wir in einer Stadt angekommen, und da haben viele Leute auf uns gewartet. Die Polizei hat gesagt, geh in diesen Bus, oder in diesem Zug.

Dann als ich angekommen bin, war ich in einem Heim für Minderjährige. Dieses Heim war ein bisschen wie hier. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie das Heim heißt. Ich weiß, dass ich in Luckenwalde war für vielleicht 2 Jahre, aber die Namen von den anderen Heimen weiß ich nicht mehr. Als ich in Deutschland angekommen bin, war es ein bisschen gut, ein bisschen nicht gut. Früher war es sehr schlecht. Früher wollte ich tot sein, ich wollte nicht mehr leben. Aber jetzt geht es schon. Ich habe keine Hilfe bekommen, als es mir schlecht ging. Keine Hilfe.

Ich bin jetzt 5 Monate in diesem Heim. Der Heimleiter hier ist gut, es geht. Ich rede nicht wirklich mit ihm, nur wenn ich Post brauche oder so. Ich hatte keine Freunde in Luckenwalde, und auch nicht in diesem Heim. Früher, gab es ein anderer auch aus dem Iran und Afghanistan im Heim, aber jetzt wohnt er in Berlin und macht Schwarzarbeit. Ich bin alleine. Ich wache auf, gehe zur Arbeit, spiele ein bisschen auf meinem Handy, und dann schlafe ich wieder. Ich habe einen Job, aber ich habe meinen Job nicht durch den Jobcenter bekommen. Das Jobcenter hat mir ein Termin geschickt, aber ich bin nicht gegangen. Ich habe meine Arbeit selbst gefunden und bekommen. Meine Arbeit gefällt mir zwar nicht so, aber ich gehe zur Arbeit. Mein Deutsch ist nicht gut, und bei dieser Arbeit muss ich nicht lesen oder schreiben. Bei andere Arbeit müsste ich das machen. Aber hier kann ich einfach Arbeiten.

Ich habe keine lust zum schreiben. Ich kann lesen, aber ich kann nicht schreiben. Auch in Farsi, kann ich lesen aber nicht schreiben. Ich bin ja nie im Iran oder Afghanistan zur Schule gegangen. Ich habe die 9. und 10. Klasse in einer Deutschen Schule in Luckenwalde gemacht, aber ich habe alles sechsen bekommen. Sehr schlecht. Ich habe gar nichts verstanden. Ich habe einfach geschlafen. Alle andere haben geredet, und ich habe geschlafen. In Deutschland war ich also 2 Jahre in der Schule, aber vorher nie. Ich habe ein bisschen mit den Deutschen in der Schule gesprochen, und die waren gut. Nett. Aber ich war nicht gut. Früher war ich ein bisschen… mein kopf war nicht so gut.

Vor einem Jahr habe ich einen Aufenthaltstitel bekommen. Jetzt möchte ich eine Wohnung finden. Ich rede nicht mit anderen Leuten im Heim, weil ich will hier nicht bleiben. Ich will woanders hingehen, zu einer Wohnung. Ich will nicht im Heim bleiben, ich möchte eine Wohnung finden, vielleicht in einer anderen Stadt. Zum Beispiel in Luckenwalde oder in Berlin. Ich möchte jetzt eine Wohnung finden, aber bis jetzt habe ich keine Wohnung gefunden.

Die Leute hier helfen mir nicht. Ich habe vor einem Monat zu den Leuten im Heim gesagt, ich möchte eine Wohnung finden. Die haben mir gesagt, ich soll alleine suchen, aber ich kann nicht selber suchen. Mein Deutsch ist nicht gut, ich kann auch nicht schreiben. Ich habe so viele Probleme. Ich möchte jetzt einfach eine Wohnung finden. Ich habe keine Ahnung, was meine hoffnungen sind für die Zukunft. Keine Ahnung.

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