Laufende Projekte

Miteinander reden: Social Science Works organisiert wieder Bürgerdialoge

Um die Demokratie zu stärken, brauchen wir eine neue Gesprächskultur. Wir schaffen dazu öffentlichen Räume, in dem sich Bürgerinnen und Bürger regelmäßig treffen können, um nach einem Impuls bei Kaffee und Kuchen gemeinsam über gesellschaftliche Themen auszutauschen und sich dabei besser kennen zu lernen. Ein Jahr lang organisieren wir monatlich an drei Standorten etwa zweistündige Treffen.

In unserer Gesellschaft gibt es nicht mehr genügend Plattformen, auf denen Bürgerinnen sich treffen können, um über gesellschaftliche Themen zu diskutieren. Als Folge dessen ist die demokratische Praxis eingeschränkt: wir haben zu wenig Möglichkeiten, Informationen und Ansichten auszutauschen, und können folglich keine informierten Präferenzen entwickeln, die für eine Demokratie aber unabdinglich sind. Wir lernen immer weniger mit Komplexität sowie mit gegensätzlichen Standpunkten umzugehen.

Darüber hinaus tut sich ein Graben auf zwischen Wissensträger und Bürger. Akademiker zum Beispiel verstecken sich in Elfenbeintürmen und die Bürger in den Blasen ihrer Facebook- und Instagram-Streams. Um die Verbindung zwischen Wissensträger – Vertreter von Unternehmen, Universitäten, Forschungsinstituten, der Zivilgesellschaft, bestimmten Berufsgruppen, der Presse, Politik und Verwaltung – und Bürger wiederherzustellen und den Wettbewerb um fundierte Ideen zu stärken, brauchen wir wieder Plattformen, auf denen Wissensträger ihr Wissen teilen und Menschen dazu einladen, sich über dieses Wissen untereinander auszutauschen.

Die Teilnehmenden werden gefragt, über welche Themen sie sprechen möchten. Neben lokale Themen sind allgemeine Themen möglich wie Einsamkeit, Klimawandel, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Migration und Integration, alternative Energien, Algorithmen sozialer Medien, politische Radikalisierung, soziale Ungleichheit usw. Die Themen werden von uns so aufbereitet, dass sie leicht verständlich sind und so, dass jede(r) mitdiskutieren kann.

Mehr Info finden sie hier.

Migrationspolitik auf der Flucht: Erfahrungen von Neuankömmlingen mit Untätigkeit, Trägheit und Gleichgültigkeit

In den letzten Jahren haben wir umfangreiche Untersuchungen über die Lebensbedingungen und Perspektiven von Flüchtlingen durchgeführt. In diesem Zusammenhang haben u.a. Laila Keeling, Anjali Zyla, Sahba Salehi, Nadia Lejaille, Genevieve Soucek und Hans Blokland mit einer Vielzahl von Flüchtlingen gesprochen. Einige der relevanten Interviews wurden hier auf unserer Website veröffentlicht. Darüber hinaus wurden in einem brandenbürgischen Landkreis quantitative Daten erhoben und Sozialarbeiter, Freiwillige, Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Beamte und politische Entscheidungsträger befragt. All dieses Material wurde von Hans Blokland analysiert, und auf dieser Grundlage wurde eine große Anzahl von politischen Empfehlungen formuliert. Das Endprodukt Migrationspolitik auf der Flucht ist am 1. November 2023 vom Transcript Verlag in Bielefeld veröffentlicht worden. Weitere Informationen zu diesem Buch und der zugrunde liegenden Studie finden Sie hier. Eine erweiterte, englische Ausgabe ist in Vorbereitung.

Aus dem Umschlagtext:

Migration und Integration sind untrennbar mit vielen grundlegenden sozialen und politischen Themen verbunden: Identität, Zugehörigkeit, Diskriminierung, Emanzipation, Vielfalt, Zusammenhalt, Solidarität, Verantwortung, soziale Ordnung und Sozialpolitik. Hans Blokland konzentriert sich auf die Wahrnehmungen und Erfahrungen von Flüchtlingen, Fachkräften, Ehrenamtlichen und politischen Entscheidungsträger*innen in einem Landkreis in Brandenburg und leitet daraus allgemeinere Erkenntnisse über Migration, Integration und die damit verbundenen Herausforderungen ab. Insgesamt zeichnet er ein eher beunruhigendes Bild, das die Krampfhaftigkeit und Ängstlichkeit der meisten westlichen Nationen im Umgang mit Migration widerspiegelt.

Gespräche mit Neuankömmlingen

Obwohl Neuankömmlinge regelmäßig seit Jahren unter uns leben, haben Bürger, Politiker und Entscheidungsträger oft wenig Ahnung von den persönlichen Hintergründen dieser Menschen. Dies führt nicht nur zu Einsamkeit, Missverständnissen und Anfeindungen. Es hat auch zur Folge, dass die Integration unnötig erschwert wird und dass die darauf ausgerichteten Maßnahmen weniger wirksam sind, als sie sein könnten. Um mehr Einblick in die Hintergründe zu erhalten, führen wir eine große Anzahl von Tiefeninterviews mit Neuankömmlingen. Wir stellen viele Fragen: Warum sind die Menschen gekommen, wie war ihr Leben vorher, welche Erwartungen haben sie, was wollen sie in Deutschland erreichen, welche Erfahrungen haben sie bisher gemacht, welche Probleme haben sie, welche Lösungen sehen sie dafür? Die Seite mit Interviews finden Sie hier. Im November 2023 hat der Transcript Verlag eine Sammlung dieser Interviews veröffentlicht (Migrationspolitik auf der Flucht). Das Buch enthält auch eine Analyse der Interviews, einen Überblick über die gemeinsamen Themen sowie politische Empfehlungen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Migrationspolitik auf der Flucht. Seitdem haben wir weitere Interviews geführt und besuchen nun auch unsere ersten Interviewpartner: Was ist seit dem ersten Gespräch im Jahr 2022 geschehen?

Enttarnung und Dekonstruierung von Diskriminierung in ihrer ganzen Vielseitigkeit: Deliberative Schulungen für Ehrenamtliche.

Wie in den Vorjahren unterstützt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auch 2024 unsere zweitägigen Schulungen zu Diskriminierung und Rassismus. Die Veranstaltung möchte die Teilnehmenden ausführlich zu Rassismus und Diskriminierung sowie andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit informieren und über die sozialpsychologischen, historischen und wissenssoziologischen Hintergründe aufklären. Ferner wollen wir Fähigkeiten und Gesprächsstrategien vermitteln, um damit im Berufsalltag, aber auch privat und in zivilgesellschaftlichen Bereich, besser umgehen zu können. Die Gesprächsstrategien sollen helfen, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, Mechanismen und inkonsistente Argumentationen offenzulegen, und Argumente an die Hand geben, um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu entkräften. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wertedialog mit Neuankömmlinge

Mit Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Westhavelland & Nauen führen wir im Jahr 2024 eine Vielzahl von Workshops mit Flüchtlingen im Flüchtlingsheim im brandenburgischen Nauen durch. Die Themen werden unter anderem ethische, kulturelle und politische Vielfalt sein, aber auch Demokratie, Freiheit (von Religion, Meinungsäußerung, Vereinigung), individuelle Autonomie, Emanzipation, Toleranz, Identität, Diskriminierung, Rassismus, Geschlechtergleichheit, Homosexualität, sowie die gegenseitigen Ängste von Migrant*innen und deutschen Bürger*innen. Einen Überblick über unseren deliberativen Ansatz finden Sie hier. Ein Interview zum Projekt in 2021 finden Sie hier. Einen kurzen Endbericht für ein ähnliches Projekt in 2022 finden Sie hier. Den Flyer zum Projekt in deutscher Sprache finden Sie hier. Auf Arabisch: Lass uns Reden_Arabic. Auf Persisch: Lass und Reden_Farsi.

Stärkung von Flüchtlingskindern

Nachdem wir im Jahr 2022 mit Unterstützung des Deutschen Kinderhilfswerks ein Kinderprojekt erfolgreich durchgeführt haben, haben wir unsere Aktivitäten in diesem Bereich im Jahr 2023 deutlich erweitert. Das ursprüngliche Projekt in Rangsdorf wurde zunächst mit Unterstützung des Kinderhilfswerkes verlängert und dann mit Unterstützung der Gemeinde Rangsdorf fortgeführt. Berichte darüber finden Sie hier und hier. Darüber hinaus unterstützte die Deutsche Postcode Lotterie die Gründung von vier ähnlichen Gruppen in Teltow Stadt (2), Ludwigsfelde und Werder. Hinter dem Projekt steht der Gedanke, dass Flucht- und Traumaerfahrungen, Sprachdefizite, die Lebensbedingungen in Unterkünften und der Nichtbesuch von Kindertagesstätten zu deutlich geringeren Bildungschancen und Zukunftschancen von Flüchtlingskindern führen. Deshalb wurden mit Kindern aus Übergangsheimen Gruppen von jeweils 10 bis 15 Kindern im Alter von 5 bis 10 Jahren gebildet. Vier Monate lang werden sie wöchentlich 2-3 Stunden von zwei Sozialpädagogen betreut. Im Mittelpunkt stehen die Stärkung von Selbstbestimmung, Selbstkontrolle und Sprachkompetenz, kreatives Spiel und das Kennenlernen der Außenwelt. Im Jahr 2024 setzen wir das Projekt in Rangsdorf und in Ludwigsfelde fort, jeweils mit Unterstützung der Kommune. Weitere Projekte sind in der Entwicklung. Mehr Infos finden Sie auf unserer Seite über Kinderprojekte.