Nadia Lejaille
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Ich bin in Kamerun geboren, in der Stadt Yaoundé. Ich wuchs bei meinen Großeltern, Tanten und Cousins auf.

Schon früh wusste ich, dass ich nach Deutschland gehen wollte. Deutschland ist die größte Wirtschaftsmacht in Europa, und es ist ein hoch entwickeltes Land, in dem man technische und naturwissenschaftliche Fächer und auch Medizin studieren kann. Aber ursprünglich wollte ich in die Politik gehen, meine eigene Partei gründen und Kamerun regieren.

Nach dem Abitur habe ich am Goethe-Institut Deutsch gelernt und bin dann 2009 nach Deutschland gekommen. Bis 2017 habe ich Elektrotechnik, Ökolandbau, Marketing und Mathematik studiert. Allerdings konnte ich mein Studium nicht abschließen, weil ich große finanzielle Schwierigkeiten hatte. Also kehrte ich für ein Jahr nach Kamerun zurück.

Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was man hört, und dem, was man vor Ort erlebt. In Kamerun wurde mir zum Beispiel gesagt, dass man in Deutschland als Student 25 € pro Stunde verdienen kann. Aber das stimmt nicht. Als ich als Studentin gearbeitet habe, habe ich 6,67 € pro Stunde verdient.

Vieles ist anders als in Kamerun: die Lebensweise, die Mentalität der Menschen, die Laune der Menschen. Manche Menschen sind unglücklich. Was mich überrascht hat, ist, dass sie nicht viele Kinder zur Welt bringen wollen. Viele Frauen, die man trifft, wollen gar keine Kinder haben. Sie wollen einfach nur Spaß haben.

Also kehrte ich 2017 nach Kamerun zurück, aber das Leben war sehr schwierig. 2019 beschloss ich, illegal nach Deutschland zurückzukehren. Ich habe den Pass meines Bruders benutzt, mit dem ich eine kleine Ähnlichkeit hatte. Ich habe seinen Pass gestohlen.

Jetzt lebe ich ohne Papiere, obwohl ich in komfortablen Verhältnissen leben sollte.

Bei meiner zweiten Ankunft in Deutschland, in Eisenhüttenstadt, erhielt ich keine Hilfe. Dort blieb ich drei Wochen lang, bevor ich nach Wünsdorf-Waldstadt kam, einem Erstaufnahmezentrum. Alle zwei Wochen erhält man dort 60 €. Auch die Grundbedürfnisse werden abgedeckt. Aber ich habe nie einen Anwalt gehabt. Das ist für mich zu teuer.

In diesem Heim bin ich seit dem 17. November 2020. Jetzt bekomme ich 330 € im Monat und muss für den Transport nach Berlin und für das Essen bezahlen. Das Essen kann 30 € oder 40 € kosten. Es ist nicht genug übrig, um einen Anwalt zu bezahlen.

Ich lebe jetzt seit drei Jahren in Deutschland. Ich tue hier nichts. Ich möchte arbeiten und aktiv sein wie früher.

Ich habe hier im Heim einige Freunde, die auch aus Kamerun kommen. Manchmal essen wir zusammen und machen etwas zusammen. Es gibt viele nette Leute hier. Aber manche Leute sind sehr schmutzig; sie benehmen sich wie Tiere. Die Atmosphäre ist ruhig, hier ist nichts Besonderes los. Jeder kümmert sich um seinen eigenen Kram.

Integriert zu sein bedeutet für mich vor allem, dass man die Sprache spricht und ein soziales Leben hat. Ich denke, dass ich sagen kann, dass ich in die deutsche Gesellschaft integriert bin.

Ich möchte eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben. Ich würde auch gerne wieder studieren können. Da ich nach Kamerun zurückgekehrt bin, habe ich das Recht verloren, in Deutschland zu studieren. Ich würde auch gerne die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, weil ich mehr als zehn Jahre in diesem Land verbracht habe.

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Dieses Gespräch wurde auf Französisch geführt. Das Original finden Sie hier: Miranda, Cameroun Francais

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