Nadia Lejaille
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Wir haben bisher Menschen interviewt, die aus der ganzen Welt nach Deutschland gekommen sind. Eine der Fragen, die wir stellen, ist, welche Vorstellungen die Betroffenen vom Leben in Europa oder Deutschland hatten. Die gleiche Frage können wir auch denjenigen stellen, die überlegen, nach Europa auszuwandern. In diesem Interview, das in Togo geführt wurde, kommt Fofo zu Wort.

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Ich wurde am 8. Juni 1990 in Kpalimé geboren. Ich bin Tänzer, Friseur und Batikkunstler (Textilfärbeverfahren). Mein Papa ist 2007 gestorben. Meine Mutter hat sieben Kinder zur Welt gebracht, davon sechs Mädchen. Ich bin der einzige Junge meiner Mutter. Meine Familie kommt aus Kpalimé. Ich bin in Kpalimé aufgewachsen. Nach dem Abitur bin ich nach Lomé gegangen, um zwischen 2013 und 2014 Englisch zu studieren. Danach habe ich ein Fachhochschulabschluss in Unternehmenskommunikation absolviert. Dann bin ich nach Kpalimé zurückgekehrt und habe gleichzeitig eine Ausbildung zum Friseur und Batikkünstler gemacht. Ich tanze leidenschaftlich gerne und möchte mich auf der ganzen Welt weiterbilden können. Ich bin der Meistertänzer der Gruppe „Unity“ und ich bin derjenige, der die Tänze kreiert. Ich wäre bereit, zwei Tänze pro Woche aufzuführen, wenn meine Tänzer mit dem Tempo mithalten können.

Ich würde gerne nach Europa gehen, um mich weiterzuentwickeln und Tanz zu lernen. In Europa, gibt es Stars und große Tänzer und ich möchte noch mehr lernen und mich aufwerten. Ich möchte, dass jeder mich und meinen Tanz kennt.

Wie stelle ich mir Europa vor?

Ich bin schon einmal nach Benin und einmal nach Ghana gereist. Aber ich war noch nie in Europa. Ich weiß nicht so recht, wie ich mir das Leben in Europa vorstellen soll. Es gibt Leute, die mir gesagt haben, dass es hart ist und dass es nicht einfach ist, dort zu leben. Sie sagen zum Beispiel, dass sie morgens früh aufstehen und abends wiederkommen und das ist auch kontinuierlich. Und mit der Kälte und so weiter und so fort. Ich bin ein Mann und ich gebe nie auf. Ich will alles ausprobieren. Ich habe schon Fotos und Videos über das Leben in Europa gesehen. Aber das zeigt nicht, wie schwer ihr Leben ist. Manchmal rufen sie mich an. Zum Beispiel habe ich das Fachhochschulabschluss mit einem Freund gemacht, der jetzt in Frankreich ist, und er ruft mich oft an. Er erzählt mir von seinem Leben und es stimmt, dass er verändert ist. Wenn er in Togo ist, arbeitet er nicht, aber dort ist er in Bewegung und macht viele Dinge.

Wenn ich dorthin gehe, möchte ich schon eine Tanzschule finden, um Unterricht zu nehmen, und mir einen Nebenjob suchen, um etwas Geld zu verdienen, damit ich leben und mich selbst versorgen kann. Ich will nicht dorthin gehen, um dort zu bleiben. Ich möchte dorthin gehen, um mich weiterzubilden und dann in mein Land zurückkehren. Alles, was ich dort gelernt habe, kann ich hier zeigen und anderen beibringen.

Ich möchte auf legalem Weg nach Europa reisen. Es gibt Menschen, die Wege nach Europa nehmen, die nicht gut sind. Aber es ist nicht richtig, in ein Land einzureisen, ohne die Zustimmung der Menschen dort zu haben. Ich möchte legal dorthin gehen, egal wie lange es dauert. Ich hoffe, dass ich jemanden finde, der mir für ein paar Monate mit der Unterkunft hilft. Für das Geld kann ich selbst aufkommen. Ich kann das Flugticket selbst kaufen, weil ich es selbst will. Für das Visum und das Flugticket weiß ich nicht genau, wie viel es kostet, aber wenn es losgeht, kann ich mich trotzdem aufraffen und nach den Preisen fragen. Im Moment mache ich nicht viel. Ich verkaufe Kunst und Secondhand-Schuhe. Ich habe ein paar Freunde, die nicht in Togo sind, einige sind in Europa, andere in Afrika. Wenn es solche Schritte gibt, wenn sie sehen, dass das, was ich sage, wahr ist, können sie mich finanzieren. Sie werden mir Geld leihen oder geben.

Ich möchte einen Monat, zwei Monate oder sechs Monate bleiben, das hängt von dem Visum ab, das sie mir geben. Auch wenn es nur für einen Monat ist, ist es in Ordnung.

Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kontakte in Europa mich aufnehmen könnten, weil ich sie nicht darum gebeten habe. Ich mache meine Videos, ich habe meine Facebook-Seite und meine Bekannten dort sehen, was ich mache. Souleymane, ein senegalesischer Freund, hatte mir gesagt, ich solle meinen Lebenslauf schicken. Er hat mir gesagt, dass er ihn an seine Bekannten weiterleiten würde. Ich habe auch einen YouTube-Account, wo ich Videos hochlade und wo du dir meine Tänze und mein Training ansehen kannst. Ich gebe auch einem kleinen Mädchen, Lorraine, Tanzunterricht.

Es ist egal, in welches Land ich gehe. Ich möchte einfach nach Europa gehen. Ich spreche kein Deutsch, obwohl ich es im Gymnasium gelernt habe. Ich kann nur ein paar Worte sagen. Und selbst jetzt, wenn du zu mir nach Hause kommst, liegen auf meinem Bett mein Deutschheft und mein Philosophieheft. Ich lerne Philosophie, weil ich eine große Offenheit für das Leben haben möchte.

Ich tanze leidenschaftlich gern und würde auch gern in den Senegal in die École des Sables gehen. Ich möchte ein großer Tänzer werden.

Meine Träume

Mein Plan ist es, ein Waisenhaus in Togo zu gründen und mich um Witwen und Waisen zu kümmern. Nach meinem Aufenthalt in Europa möchte ich nach Togo zurückkehren und ein Waisenhaus gründen. Hier ist es mir sehr unangenehm, die Waisenkinder zu sehen. Ich habe meinen Papa verloren und möchte nicht, dass andere in dieser Situation sind. Vor allem für Witwen ist es schwer zu leben, wenn ihr Mann gestorben ist. Das berührt mich persönlich.

Ich werde jetzt 33 Jahre alt. In zehn Jahren möchte ich ein großer Star werden. Wenn du das sagst, kann es wirklich passieren. Dass mich die ganze Welt kennt. Zum Beispiel bin ich in Togo und es gibt irgendwo eine Show und die Leute können mich anrufen, damit ich zum Tanzen komme. Ich möchte, dass jeder mich anruft. Ich bin entschlossen, das zu tun. Mit dem Mut und der Lust bete ich zu Gott, dass es sogar noch vor zehn Jahren passiert.

Selbst wenn ich hier alles hätte, die finanziellen Mittel, alles, alles, alles, würde ich trotzdem nach Europa gehen wollen. Denn man muss immer lernen. Ein lebender Mensch muss immer lernen. Wenn ich dorthin gehe, will ich lernen, dann will ich in mein Land zurückkehren und mein Projekt machen.

Selbst wenn ich alle Jobs mache oder älter werde, werde ich immer noch tanzen.

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