Nadia Lejaille
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Ich wurde in Kpalimé geboren. Ich habe sechs Geschwister und mein Vater hat drei Frauen. Mein Vater ist 2016 verstorben.

Ich habe mein Abschlusszeugnis der ersten Stufe (BEPC) gemacht und habe Industriemechanik für Autos und große Industriemaschinen studiert. Und ich habe meinen PKW-Führerschein gemacht. Aber in Togo habe ich keine Arbeit gefunden. Ich habe mich wirklich bemüht, aber niemand hat mich eingestellt.

Ich bin wegen der Arbeit nach Lateinamerika gegangen, genauer gesagt nach Brasilien, nach Sao Paolo. Ich ging nicht, um zu besichtigen, sondern um zu arbeiten. Denn mit der Zeit lässt die Kraft nach und ich wollte arbeiten, weil es in der Heimat nicht so gut läuft.

Einen Freund aus Brasilien sagte mir, dass es dort Arbeit gibt. Deshalb bin ich dorthin gegangen. Aber es ist ein Entwicklungsland, es ist nicht sehr entwickelt.

Ich bin am 4. April 2016 nach Sao Paolo losgefahren. Von da an habe ich alle Papiere erledigt. Das war nicht kompliziert. Ich habe mein Visum mit der brasilianischen Botschaft bekommen, das hat zwei Wochen gedauert und hat nur 22.000 FCFA (33 €) gekostet. Du machst die Einzahlung und ich habe das Visum ganz einfach bekommen, weil ich alles richtig gemacht habe. Und ich hatte zu der Zeit genug Geld auf meinem Konto. Für ein Hin- und Rückflugticket habe ich 650.000 FCFA (ca. 1.000 €) bezahlt. Sie hatten mir ein Visum für drei Monate gegeben, aber da ich später zurückkehrte, musste ich Strafgebühren zahlen, um das Visum zu verlängern. Aber ich hatte das Geld bei mir, also konnte ich es bezahlen. Um auszureisen, prüfen sie, ob du 1.200.000 FCFA (ca. 2.000 €) auf deinem Bankkonto hast.[i] Wenn du das nicht hast, lassen sie dich nicht ausreisen. Das war mein Geld, von meiner Arbeit, meine Ersparnisse von zehn Jahren. Niemand hatte mir Geld geliehen.

Es war das erste Mal, dass ich in einem Flugzeug saß. Aber nach dem, was ich im Fernsehen gesehen hatte, hatte ich keine Angst. Der Flug dauerte neun Stunden. Wir machten einen Zwischenstopp in Äthiopien, wo ich in einem 3-Sterne-Hotel übernachtete. Am nächsten Tag flogen wir noch einmal neun Stunden. Ich reiste ganz allein.

Am Flughafen in Sao Paolo warteten einige togolesische Mitbürger auf mich. Ich hatte sie im Internet kennengelernt. Wir verstanden uns gut und als ich mein Flugticket kaufte, informierte ich sie und sie holten mich ab. Sie waren es auch, die mir geholfen haben, die Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen (CPF-Protokoll). Wenn die Polizei dich erwischt, musst du dieses Papier vorzeigen. Der Reisepass reicht nicht aus. Für die ersten Tage hatte ich vor meiner Abreise ein Hotel gebucht, aber ohne das Hotel zu kennen und Sao Paolo ist sehr groß. Schließlich bin ich nicht ins Hotel gegangen, sondern habe bei togolesischen Staatsangehörigen übernachtet. Du zahlst für eine Nacht 1.000 FCFA (1,5 €). Ich blieb fünf Tage. Nach den fünf Tagen hatte ich einen haitianischen Freund, Jean, über Facebook kennengelernt. Er war Wartungstechniker und er war derjenige, der mir viel über Wartung beigebracht hatte. Also arbeitete ich mit ihm zusammen. Er hat mir beigebracht, wie man mit der U-Bahn, dem Zug usw. fährt. Und weil ich die Augen offen habe, bin ich am nächsten Tag allein mit der U-Bahn zu ihm gefahren. Ich lerne schnell. Es gibt viele haitianische Staatsbürger in Brasilien, weil Frankreich sie bei ihrem ersten Erdbeben nicht aufnehmen wollte und sie deshalb nach Brasilien gegangen sind.

Es gibt auch viele togolesische Staatsbürger in Brasilien. Am Anfang haben sie mir die Sprache ein wenig beigebracht. Es gibt auch Orte, die Flüchtlinge aufnehmen, um zu schlafen und zu essen. Aber das ist nicht meine Art. Es ist nicht sicher für dich, mit Pennern zu leben. Also habe ich trotzdem am Unterricht teilgenommen, um ein bisschen zu lernen und mich ein bisschen ausdrücken zu können. In diesem Land sprechen sie Portugiesisch. Sie sprechen nicht einmal Englisch. Selbst die Polizisten konnten mich nicht verstehen.

Da ich in Sao Paolo keine Arbeit fand, hatte ich den Plan gefasst, nach Santa Katharina zu gehen. Das liegt an der Grenze zu Argentinien. Aber letztendlich haben Jean und ich keinen Zwischenstopp gemacht. Wir sind direkt nach Argentinien weitergefahren. Und dann sind wir über Panama, Peru und Mexiko gefahren. Wir haben die Strecke mit dem Auto, dem Zug… zurückgelegt und mussten schließlich an der brasilianischen Grenze betrügen, um wieder einzureisen, weil wir kein Visum hatten. Das ist nicht einfach. Ich dachte, dass es in diesen Ländern besser wäre. Aber letztendlich war es in Brasilien am besten.

Ich hatte die Arbeitserlaubnis für Brasilien und habe damit nach Arbeit gesucht. Da ich Mechanik gelernt hatte, ging ich in eine Werkstatt, um meine Erfahrung zu zeigen. Ich habe einen Reifen ausgetauscht. Dem Garagisten gefiel das sehr gut, aber er sagte mir, dass er mich nicht einstellen könne. Es gab keine Arbeit. Ich habe Sao Paolo durchkämmt, aber es gab nichts. Also beschloss ich, in die Heimat zurückzukehren. Zu Hause ist es besser als anderswo. Ich blieb genau drei Monate und zwei Wochen in Brasilien.

Es gab hübsche Bräute und das Essen war gut. Es gibt dort das Leben, aber nicht die Arbeit. Das war aber der Grund warum ich hingeflogen bin… Was mir nicht gefallen hat, ist, dass es zu viel Gewalt gibt. Sie sind zu aggressiv. Sie denken, dass wir Immigranten, weil wir arbeiten wollen, ihnen die Arbeit wegnehmen werden. Aber sie sind nur Alkoholiker und Drogensüchtige.

[i] Togo hat fast 9 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nach Angaben der Weltbank hatten 2018 28 % der Bevölkerung ein Einkommen von weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf betrug im Jahr 2021 nur 973 US-Dollar. Im Jahr 2020 hatte fast die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu Strom (https://data.worldbank.org/country/togo).

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