Märkische Allgemeine Zeitung 29 Mai 2022.

Teltow-Fläming: Sozialwissenschaftliches Projekt für mehr Integration

Ein gemeinsames Projekt von Forschern und Landkreis Teltow-Fläming soll die Situation Geflüchteter verbessern. In zahlreichen Interviews werden die Erfahrungen der Menschen erzählt.

Teltow-Fläming. Um die Lebensumstände Geflüchteter zu verbessern, führt das Institut „Social Science Works“ an der Uni Potsdam gemeinsam mit dem Landkreis ein Großprojekt in Teltow-Fläming durch, das dazu beitragen soll, die existierenden Integrationshemmnisse abzubauen. Obwohl seit der europaweiten Flüchtlingskrise 2015 herrsche noch immer große Unkenntnis über die Flucht- und Lebenshintergründe dieser Menschen, so der Direktor des Instituts, Hans Blokland.

Bereits 2020/21 hatten Blokland und seine Mitarbeiter von Social Science Works ihr Augenmerk auf die Lebenssituation Geflüchteter in Rangsdorf gerichtet. Die Erfahrungen aus Rangsdorf, wo Gespräche von Vertretern der beiden Übergangsheime, der Gemeinde und dem Landkreis stattfanden, mündeten in dem neuen Projekt “Gespräche mit Neuankömmlingen”.

Vielzahl von Interviews in Teltow-Fläming

Um mehr Einblicke in die Hintergründe zu bekommen, wurde eine große Zahl von Tiefeninterviews mit Geflüchteten in Teltow-Fläming geführt. „Wir untersuchen die Lebenssituation von mehr als tausend Flüchtlingen und wollen dabei mit allen beteiligten Akteuren gemeinsam versuchen, diese Situation zu verbessern“, sagte Blokland gegenüber der MAZ.

Viele Fragen wurden gestellt: „Warum sind die Menschen gekommen, wie war ihr Leben vorher, welche Erwartungen haben sie, was wollen sie in Deutschland erreichen, welche Erfahrungen haben sie bisher gemacht, welche Probleme haben sie, welche Lösungen sehen sie dafür?“ Die bisher vorherrschende Unkenntnis führe zur Einsamkeit der Betroffenen, zu Missverständnissen und Anfeindungen. „Und es hat zur Folge, dass die Integration unnötig erschwert wird und dass die auf Integration zielenden Maßnahmen weniger wirksam sind, als sie sein könnten“, so der Sozialwissenschaftler.

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Geflüchtete wünschen sich eigene vier Wände

Die Geflüchteten berichteten den Wissenschaftlern über ihre jeweiligen Erfahrungen auf der Flucht, über ihre Ankunft und Leben in Deutschland und wie sie mit Sprache, Bürokratie oder einfach mit den Lebensumständen in der neuen Heimat hadern. Nicht, weil sie es so wollen, sondern weil ihnen oft genug große Steine in den Weg gelegt werden.

So beschreibt etwa die damals 17-jährige Ab aus Gambia*, wie sie ihre Heimat verlassen hat und auf zahlreichen Umwegen nach Großbeeren kam. Sie möchte arbeiten gehen und sich damit ein Studium finanzieren. Aber am allerliebsten möchte sie, sobald es möglich ist, in eine eigene Wohnung ziehen.

Die Interviews mit Betroffenen aus den verschiedenen Einrichtungen in Teltow-Fläming erscheinen Zug um Zug auf socialscienceworks.org/gespraeche-mit-neuankoemmlingen/.

* Namen und Orte der Beteiligten wurden geändert.

Von Udo Böhlefeld

 

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