Laila Keeling & Anjali Zyla
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Ich komme aus Nord-Marokko, aber ich bin vor einigen Jahren nach Libyen gezogen. In meiner Stadt in Marokko dürfen Frauen nicht zur Schule gehen, deshalb konnte ich nie richtig lernen. Ich kann immer noch nicht lesen und schreiben. Ich wurde mit 13 Jahren gezwungen, zu heiraten, und blieb mit diesem Mann 10 Jahre lang zusammen. Wir haben die ganze Zeit versucht, Kinder zu bekommen, aber es hat nie geklappt, und mein Mann hatte kein Geld, um die notwendigen medizinischen Methoden zu bezahlen, die ich brauchte, um Kinder zu bekommen. Da wir keine Kinder bekommen konnten und ich ihn sowieso nicht liebte, haben wir uns nach 10 Jahren getrennt. Meine Mutter wollte, dass ich in Marokko bleibe und wieder heirate, um zu versuchen, Kinder zu bekommen, aber das wollte ich nicht. Stattdessen haben wir ausgemacht, dass ich nach Libyen gehen würde, um einen Job zu finden, und dann würde ich meiner Mutter regelmäßig etwas Geld nach Hause schicken.

In Libyen arbeitete ich als Putzfrau. Aber es war hart, denn ich verdiente nicht viel Geld und musste trotzdem jeden Monat etwas nach Hause schicken. Dort lernte ich meinen zweiten Mann kennen, und schließlich konnte ich mit der Hilfe einer künstlichen Befruchtung Kinder bekommen. Ich habe zwei Kinder bekommen; Zwillinge. Als sie noch sehr klein waren, begann der Krieg in Libyen. Wir beschlossen, Libyen wegen des Krieges und weil wir kein Geld hatten, zu verlassen. Also sind wir im Jahr 2020 nach Deutschland gekommen. Ich wollte eigentlich nicht nach Deutschland kommen, aber wir mussten es für unsere Sicherheit tun.

Wir sind mit einem Boot gereist, wir waren 12 Personen auf dem Boot, insgesamt 3 Tage lang. In diesen Tagen haben wir überhaupt nichts gegessen, und ich dachte, wir könnten sterben. Ich wollte nicht sterben. Es tut mir leid, ich kann nicht über diese Zeit sprechen.

Mein Mann lebt in einem anderen Heim in dieser Region. Er darf nicht mehr bei uns wohnen, weil er mich und die Kinder einmal geschlagen hat. Das war ein einziges Mal und jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich verstehe nicht, warum sie ihn nicht wieder bei uns einziehen lassen; ich brauche ihn.

Das Leben im Heim ist sehr, sehr schwierig. Die Kinder sind jetzt 4 Jahre alt, und sie haben immer noch keinen Kita-Platz bekommen. Ich kann nichts tun, weil ich mich immer um die Kinder kümmern muss. Die Kinder sind hier sehr unglücklich, denn sie haben keine Möglichkeit, mit anderen zu spielen. Deshalb haben sie auch Probleme mit der Sprache; sie haben niemanden, mit dem sie sprechen können. Die Kinder können noch nicht richtig sprechen, weder Deutsch noch Arabisch, weil wenn sie reden, beschweren sich die anderen Leute im Heim, dass sie zu laut sind.

Meine Kinder haben keine Freiheit im Heim. Wenn sie versuchen zu spielen, beschweren sich die anderen Mütter, dass sie zu laut sind, und ich kann nichts dagegen tun. Es gibt ein Kind aus Afghanistan, das manchmal mit ihnen spielen kann, aber das passiert nicht sehr oft. Es gibt auch keinen Spielplatz. Die Kinder langweilen sich einfach. Wenn wir eine Art Kinderbetreuung im Heim hätten, wäre das eine große Hilfe. Vor allem, weil es keine Kita-Plätze gibt.

Die Frau, die im Heim arbeitet, sagt, dass die Kinder bald einen Kindergartenplatz bekommen werden, aber ich glaube das nicht… Die Arbeiter im Heim machen uns immer wieder Hoffnung, sagen uns, dass wir einen Deutschkurs oder einen Kindergartenplatz bekommen werden, aber das sind nur leere Worte.

Es gibt viele Probleme hier im Heim, und es würde helfen, wenn es andere Kinder gäbe, mit denen meine Kinder spielen könnten. Das Teilen der Küche mit den anderen Heimbewohnern ist auch sehr schwierig und es gibt oft Streit, aber niemand versucht, eine echte Lösung zu finden. Ich unterhalte mich manchmal mit den Frauen aus dem Irak, aber nicht sehr oft, und ich wünschte, ich hätte mehr soziale Interaktionen. Ich habe keinen Kontakt zu Deutschen, also werde ich auch nicht diskriminiert, aber es ist einsam.

Ich mag es, dass es in Deutschland sicher ist, aber ich bin unglücklich, weil ich immer noch kein Deutsch sprechen kann und es gerne möchte, aber wegen den Kindern kann ich keinen Kurs besuchen. Mein Mann war mal in einem Deutschkurs, aber jetzt nicht mehr. Keiner von uns kann Deutsch sprechen.

Ich habe in Deutschland einen Duldungsstatus, das heißt, ich könnte jederzeit eine Abschiebung bekommen. Mein Mann und meine Kinder haben eine Gestattung, aber ich nicht, weil die Ausländerbehörde meine Geschichte nicht geglaubt hat. Ich habe im Februar Widerspruch gegen meinen Duldungsstatus eingelegt und warte nun auf eine Entscheidung. Ich lebe ständig in der Angst, dass ich eine Abschiebung erhalte und Deutschland verlassen muss, während meine Kinder hier bleiben.

 

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