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Lisa Neugebauer. Rangsdorf sucht Antworten: Wie gelingt die Integration von Geflüchteten? Märkische Allgemeine Zeitung, 29 Oktober 2021.
In Rangsdorf diskutieren Engagierte darüber, wie sie die Situation für Geflüchtete verbessern können – und stoßen dabei an Grenzen. Doch die erbetene Hilfe aus der Landesregierung bleibt noch aus.
Große Enttäuschung in Rangsdorf: Die Gemeinde hatte fest damit gerechnet, dass sich am Donnerstag Vertreter aus dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg mit Engagierten der Gemeinde über die Situation der Geflüchteten austauschen. Doch kurz vor dem Termin habe das Ministerium sich verwundert darüber gezeigt, seine Zusage gegeben zu haben, teilte Sandra Jüngst mit, die in der Gemeindeverwaltung unter anderem für den Bereich Migration und Flüchtlinge zuständig ist.
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Sie habe mehrere Wochen vom Ministerium gesagt bekommen, dass lediglich unklar sei, wer zu dem Gespräch nach Rangsdorf komme. „Dass es jetzt hieß, sie wüssten nicht, wie wir darauf kommen, dass jemand vom Ministerium teilnimmt, finde ich schon sehr speziell“, so Jüngst vor den Engagierten.
Analyse malt dramatisches Bild für Geflüchtete
Die Gemeinde hatte sich Anfang Oktober mit einem offenen Brief an das Ministerium gewandt und darin um dringende Unterstützung gebeten. Grundlage für den Hilferuf ist die Analyse zur Situation Geflüchteter in Rangsdorf. Darin stellten Sozialwissenschaftler fest, dass die Gefahr der ständigen Frustration unter den Geflüchteten hoch sei. Die Gründe dafür unter anderem: Die Wohnsituation in den Containerdörfern, mangelhafte Deutschkenntnisse, zu wenig Angebot bei Integrationskursen und dadurch erschwerte Integration in den Arbeitsmarkt.
Um über diese Probleme – und vor allem die Finanzierung von Hilfsangeboten im kommunalen Raum – zu reden, hatte die Gemeinde das Ministerium für Integration eingeladen, an einem der Workshops teilzunehmen, den die Gemeinde seit acht Wochen organisiert: Unter Regie von Sozialwissenschaftlern Hans Blokland und Mirjam Neebe, die die Analyse ausgearbeitet hatten, tauschten sich Vertreter aus den beiden Rangsdorfer Übergangswohnheimen, der Gemeinde, dem Landkreis und weiterer Stellen, die mit Geflüchteten arbeiten, aus.
Rangsdorf: Workshop-Teilnehmer legen Probleme offen
Am Donnerstag fand die vorerst letzte Sitzung des Workshops statt. Einigen Teilnehmern war die Frustration anzumerken, nicht mit den Zuständigen der Landesregierung über die Probleme reden zu können. Professor Blokland drängte dennoch darauf, vor allem drei Fragen zu klären: Welche Fortschritte wurden in den letzten Wochen gemacht, welchen Fortschritt können die Engagierten noch erreichen und bei welchen Themen brauchen sie Unterstützung von übergeordneten Stellen? Diskutiert wurden diese Fragen unter anderem im Hinblick auf Wohnraum, Sprachkurse, Arbeitsmarkt sowie die Situation der Frauen und Kinder.
Im Austausch wurde klar, wie komplex es ist, die Situation für Geflüchtete zu verbessern. Zum Beispiel zum Thema Wohnraum erzählt Sozialarbeiter Daniel Küsters, dass ein Geflüchteter in seinem Übergangswohnheim am Kurparkring sich eine Wohnung angeschaut habe, diese aber partout nicht habe nehmen wollen, obwohl sie frisch saniert gewesen sei. „Am Ende kam raus, dass er sich an den Dielen störte und unbedingt Teppich haben wollte“, so Küsters. Nach einem „intensiven Vermittlungsgespräch zwischen Realität und Vorstellungen“, wo der Sozialarbeiter erklärt habe, dass man den Boden nach eignen Ideen gestalten könne, habe die Situation schon ganz anders ausgesehen. „Manchmal scheitert es an so kleinen Dingen“, sagte Küsters.
Zu oft sind aber auch fehlende Angebote, fehlende finanzielle Mittel oder fehlende Möglichkeiten die Ursache. Gerade die Sozialarbeiter berichten von Grenzen und Herausforderungen, die sie nicht mehr leisten können. Sie haben in vielen Bereichen nur noch wenig Hoffnung, dass sich von politscher Seite etwas ändert. „Aber das ist doch Resignation“, sagt eine Workshop-Teilnehmerin. „Oder Realismus“, kontert Küsters. So oder so will sich hier vor Ort keiner geschlagen geben. Alle wollen in Kontakt bleiben und auch Integration-Ministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen) erneut bitten, zum Gespräch nach Rangsdorf zu kommen. Auch auf die Kostenerstattung des (nun bereits beendeten) Workshops durch die Landespauschale zur Unterstützung kommunaler Integrationsangebote wartet die Gemeinde noch immer.
Von Lisa Neugebauer