Laila Keeling & Sahba Salehi
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Ich komme aus Russland, aus Dagestan. Ich komme aus einer großen Familie; ich hatte 8 ältere Geschwister, ich war also der neunte und meine Eltern waren schon 40 und 56 als ich geboren wurde. Meine Kindheit war ziemlich schwer. Meine Mutter und alle meine Geschwister sind immer noch in Russland. Ich habe in meinem Leben sehr viel gelernt, ich habe nämlich zweimal College gemacht, ein mal Uni. Es war eigentlich immer meinen Traum, in der medizinische Richtung zu studieren und arbeiten, aber bei uns ist das viel zu teuer. Deswegen habe ich anstatt 6 Jahre lang Wirtschaftswissenschaften studiert, in Moskau. Im Sommer von 2016 habe ich meine Abschlussprüfung gemacht.

Meine Frau kommt aus Tschetschenien, ist aber auch in Dagestan geboren. Ich habe sie im Internet kennengelernt. Wir hatten für zehn Monate Kontakt, und dann habe ich sie gefragt meine Frau zu sein. Sie hat nein gesagt, das wollte sie nicht, aber ich habe ihr gesagt es ist mir egal, du bist jetzt meine Frau. Also Punkt, dann war sie meine Frau.

Reise nach Deutschland

Im März 2017 sind wir nach Deutschland gezogen. Meine Reise nach Deutschland war einfach, aber teuer; wir sind mit dem Flugzeug nach Italien geflogen, und dann mit dem Bus nach Deutschland. Wir haben vorher ein Visum bekommen, also war es ziemlich einfach. Ich hatte mich auf Deutschland entschieden, weil ich einen Bekannten habe, der in Berlin wohnt, und ich bin ein sehr spontaner Mann. Ich hatte vorher nur kurz überlegt und dachte, wieso eigentlich nicht? Ich habe nichts geplant, nichts gedacht, ich habe nur meinen Bekannten gefragt wie ich nach Deutschland kommen kann, und was ich dort machen kann mit meinen zwei Diplomen aus Russland. Mein Bekannter hat gesagt es gibt sehr viele Möglichkeiten, ich soll einfach kommen, dann kann ich einen Antrag stellen, Deutsch lernen, und arbeiten. An dem Zeitpunkt hatte ich aber keinen Reisepass, ich musste also erst noch einen Reisepass bekommen. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich nach Deutschland ziehe, und sie meinte nur “Ja, ja, geh ruhig.” Später hat sie mich gefragt, ob ich mir sicher war, und ich sagte ihr, dass ich mir sehr sicher war. Ich habe nur an meiner Zukunft gedacht, und an meiner Familie. Natürlich habe ich vor meiner Reise ein bisschen YouTube geguckt und russische Webseiten gelesen über das Leben in Deutschland, aber das war’s. Wir sind dann einfach gekommen.

Das Leben in Deutschland

Wir sind seit dem 15. März, 2017 in Deutschland. Die ersten sechs Monate waren wir in Eisenhüttenstadt, und dort war es sehr schwer und unangenehm. Es war natürlich nicht einfach, weil einfach alles anders war: neue Gesetze, neue Leute, neue Sprache. Nach Eisenhüttenstadt wurden wir zu diesem Heim geschickt, und seit dem sind wir hier. Schon mehr als vier Jahre lang.

Ich habe eine Weile als Lagerarbeiter gearbeitet, also als Paketzusteller bei Amazon. Ich habe auch einen B1 Deutschkurs besucht, den habe ich bestanden. Seit Oktober mache ich jetzt eine Ausbildung als Krankenpflege, uns es gefällt mir sehr gut. In dieser Ausbildung arbeite ich für einen Monat im Krankenhaus, dann im nächsten Monat bin ich in der Schule, dann wieder im Krankenhaus, und so weiter. Diese Ausbildung habe ich wegen der Organisation Internationaler Bund (IB) in Luckenwalde bekommen. Es gibt dort eine Frau, die mir sehr hilft, und sie hat mich gefragt, in welcher Richtung ich meine Ausbildung machen will, und hat dann meine Bewerbung weitergeschickt.

Generell bekomme ich hier in Deutschland viele Unterstützungen. Der Heimleiter hilft mir immer, er hat zum Beispiel gestern meine Hausaufgaben mit mir gemacht. Am IB bekomme ich auch immer Hilfe, die Frau dort hat mir zum Beispiel heute geholfen mit einer online Präsentation. In Moskau war es ganz anders; es gibt einen großen Unterschied zwischen Deutsche und Russische Leute. Ich habe acht Jahre in Moskau gewohnt, und während dieser Zeit haben Leute dauernd gefragt, “Warum bist du hier? Geh doch nach Hause.” Es gab dort viele Nationalisten, es war ein richtiges Problem. Hier in Deutschland habe ich das noch nie gesehen. Mir wurde niemals gesagt, dass ich nach Hause gehen soll. Das gefällt mir sehr, und ist für mich und meiner Familie der wichtigste Punkt. Hier gibt es für uns keine Probleme. Wenn ich hier Hilfe brauche, kann ich es immer bekommen.

Im Moment haben wir nur eine normale Gestattung, also muss ich jede 6 Monate die Gestattung verlängern. Wegen der Pandemie ist dieser Verlängerungsprozess sehr einfach, wir können es einfach durch der Post machen. Wenn wir aber irgendwann eine negative Antwort bekommen, dann wird es sehr schwer für uns.

Wir versuchen gerade mit der Ausländerbehörde ein Antrag zu stellen, sodass wir vielleicht wegen meiner Ausbildung nach Ludwigsfelde ziehen können. Wir würden nämlich glücklicher seien, wenn wir umziehen könnten. Dieser Ort ist sehr klein, sehr weit weg. Wir sind noch Jung und haben viel Kraft. Meine Frau möchte auch einen Deutschkurs besuchen, kann sie aber nicht, weil wenn ich zu meiner Ausbildung fahre, muss sie zu Hause bleiben. Oder wenn sie einen Termin in Berlin hat, muss ich mit den Kindern bleiben. Es gibt also einfach wenige Möglichkeiten in diesem kleinen Ort.

Wir haben jetzt drei Kinder, zwei davon sind hier geboren. Mein ältestes Kind ist in der Schule, die zweite ist im Kindergarten, und die dritte ist noch zu klein. Den Kindern gefällt es hier gut, aber sie sind natürlich klein, und verstehen alles nicht. Ich finde, es gibt für sie eine gute Zukunft hier. Ich habe meinen Führerschein bekommen, also fahre ich jeden morgen mit meinen Kindern zur Schule und zum Kindergarten. Im Nachmittag mache ich immer meine Hausaufgaben, und helfe den Kindern mit ihren Hausaufgaben. Im Winter ist es ziemlich langweilig hier, da bleiben wir nur drinnen und machen nichts. Wenn es wärmer ist, im Frühling oder Sommer, ist es ein bisschen mehr interessant in diesem Ort, wegen der Natur.

Meine Frau spricht kein Deutsch. Sie kann vielleicht bis 5 oder 10 rechnen, aber das war’s. Sie hat ein bisschen ein Problem mit ihrem Kopf, sie hat nämlich post-traumartige-Syndrome und besucht deswegen immer einen Psychologen. Ihr gefällt es in Deutschland, aber sie bekommt oft Angst. Wenn sie einen Polizisten in Uniform sieht, zum Beispiel, oder wenn es kalt ist im Winter, da bekommt sie Angst und kann nicht nach Draußen gehen. Es motiviert sie aber, dass wir vielleicht bald nach Ludwigsfelde ziehen.

Integration

Langsam integrieren wir uns alle. Die Sprache ist das schwierigste, aber wir integrieren uns langsam, wir müssen es ja. Ich bin oft mit Deutschen Leuten in Kontakt, meine ganze Klasse ist zum Beispiel Deutsch, und die sind alle sehr nett und freundlich. Als ich in Großbeeren gearbeitet habe, war mein Teamleiter auch Deutsch, und alle die Mitarbeiter waren Polnisch oder Deutsch. Ich habe also viel Kontakt mit Deutschen gehabt, ohne Probleme.

I möchte mich bei allen deutschen Leuten, die mir geholfen haben, bedanken. Ich möchte, dass die Deutschen wissen, dass ich und meine Familie nicht so schlechte Menschen sind. Wir sind nicht nach Deutschland gekommen, um einfach zu schlafen, essen, und das soziale Geld zu bekommen. Wir sind nur hier für unsere Zukunft, um uns zu integrieren, und ein normales Leben zu führen. Ich möchte nochmals ein großes Danke sagen, an allen, die uns helfen. Ich fühle mich jetzt natürlich noch nicht als ob ich Deutsch bin, aber es kommt so langsam.

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