Männlichen Flüchtlingen die Ankunft in Deutschland erleichtern 2016

 

Von September bis Dezember 2016 hat Social Science Works als Reaktion auf die Flüchtlingszahlen in Deutschland und Brandenburg das Projekt Europa Verstehen: Männlichen Flüchtlingen die Ankunft in Deutschland erleichtern durchgeführt. Das Projekt wurde von der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg Frau Dr. Doris Lemmermeier unterstützt. Unser Pilotprojekt kann durchaus als erfolgreich gelten: Innerhalb von 2 Monaten haben wir 40 Geflüchtete rekrutieren können, mit denen wir in Gruppen zu 10-15 Leuten Werte wie Demokratie, Freiheit, Gleichberechtigung auf Augenhöhe diskutiert haben. Es gab drei Serien zu je 6 Sitzungen. Zwei der Gruppen wurden mit minderjährigen männlichen Geflüchteten aus den Ländern Afghanistan und den nordafrikanischen Staaten durchgeführt, zudem gab es eine Gruppe mit jungen männlichen Erwachsenen aus Syrien. Unsere Veröffentlichungen zum Projekt finden Sie weiter unten.

Es handelt sich um ein Pilotprojekt, welches darauf abzielt, bei Erfolg in größerem Rahmen durchgeführt zu werden. Wir erhoffen uns, die vorgestellten Workshop-Reihen bundesweit wiederholt werden können. Hierzu sind wir momentan im Gespräch mit mehreren Behörden. Bei Interesse an einer Durchführung in ihrer Einrichtung, in ihrem Landkreis oder anderweitigem Zuständigkeitsbereich freuen wir uns auf eine Email an info@socialscienceworks.org mit dem Betreff “Europa Verstehen”.

Unser Ansatz:

Wir bauen auf den Leitlinien des Pluralismus und der Deliberation auf. Wir verfolgen einen dritten Weg zwischen kulturellem Relativismus und Ethnozentrismus. Unserer Ansicht nach ist die rationale Diskussion von Werten und deren plausible und begründete Rechtfertigung möglich. Es gibt Werte wie Freiheit, Autonomie und Gleichberechtigung, die universell wahrgenommen, erkannt und anerkannt sind. Durch offene und respektvolle Deliberation erklären wir nicht lediglich „europäische“ Werte, Perspektiven und Gesetze, sondern ergründen diese gemeinsam als substanzvolles, begründetes Ideengeflecht. Dabei machen wir von der reichhaltigen empirischen Forschung zur Deliberation Gebrauch.

Wir traten den Geflüchteten in unseren Workshops als Bürger(innen) entgegentreten, die fähig sind, zusammen mit uns die Grundwerte unserer Gesellschaft zu überdenken. Wir unterrichteten die Teilnehmer nicht einfach, was die Werte und Gesetze in Deutschland und anderen europäischen Staaten sind, sondern besprachen diese Werte inhaltlich. Wir sehen unsere Aufgabe darin, unseren akademischen Hintergrund komplementär zu den bereits bestehenden Programmen in den Dienst der Integration zu stellen. Als Sozial- und Politikwissenschaftler liegt unsere Stärke darin, gemeinsam mit den Flüchtlingen ein Argument für eine gleichberechtigte, emanzipierte, freie Zivilgesellschaft zu konstruieren. Nur auf dieser respektvollen Weise kann man erwarten, dass die Neuangekommenen die Werte und Gesetze nicht nur kennen, sondern auch davon überzeugt sind und danach handeln.

Das Buddyprogramm:

An die Workshops war ein „Buddy“-Programm gekoppelt. Es brachte jeden Teilnehmer der Workshops mit einem deutschen Mann oder einem Mann anderer Herkunft, der langjährig in Deutschland ansässig ist, zusammen. Die Buddys sind einige Jahre Alter (meistens Studenten) oder sind „Vaterfiguren“ zwischen 40 und 60. Die Buddys bekommen eine Training von Social Science Works um sich auf ihre Rolle vorzubereiten und werden während das ganzen Programm, das 5 Monaten läuft, durch uns begleitet. Die Buddys sollen zu Vorbildern, Ansprechpartnern und Multiplikatoren werden. Sie werden ihre Partner in neue Bereiche der Gesellschaft einführen können, selbst Erfahrungen sammeln und austauschen und spielerisch bedeutsame Beiträge zur Integration leisten. Das Buddyprogramm gibt deutschen Männern dadurch die Möglichkeit, im sozialen Ehrenamt aktiv zu sein. Noch immer überwiegt das Engagement von Frauen im Geflüchtetenehrenehrenamt (ca. 80%). Unser Buddyprogramm war bereits in mehreren Zeitungsartikeln in Deutschland und auch den Niederlanden.

Das Buddyprogramm in den Medien:

Lotta | Volkskrant (nl)

 

Unsere Veröffentlichungen im Rahmen des Projektes:

Erste Einsichten zur Methode der Deliberation in der Arbeit mit Geflüchteten

Rekrutierung der deutschen Buddys

 

Archiv:

Mehr praktische Informationen über das Buddy-Programm finden Sie hier.

Einen Flyer für jüngere Geflüchtete auf Deutsch, Englisch und Arabisch finden Sie hier.