Wir organisieren 6 Reihen von Workshops, in denen wir mit unterschiedlichen Gruppen von Geflüchteten und Einheimischen die Ideen, Perspektiven und Werte, die manche als konstitutiv für die europäische Kultur und Identität halten, diskutieren. Die Themen werden unter anderem ethische, kulturelle und politische Vielfalt (Pluralismus) sein, aber auch Demokratie, Freiheit (von Religion, Meinungsäußerung, Vereinigung), individuelle Autonomie, Emanzipation, Toleranz, Identität, Gender, Geschlechtergleichheit, (Homo)-sexualität, sowie die gegenseitigen Ängste von Migranten und europäischen Bürgern.
Wir treten den Geflüchteten in unseren Workshops als Bürger(innen) entgegen, die fähig sind, zusammen mit uns die Grundwerte unserer Gesellschaft zu überdenken. Wir unterrichten die Teilnehmer nicht einfach, was die Werte und Gesetze in Deutschland und anderen europäischen Staaten sind, wir diskutieren und rechtfertigen diese Werten und Gesetze inhaltlich. Wir sehen unsere Aufgabe darin, unseren akademischen Hintergrund komplementär zu den bereits bestehenden Programmen in den Dienst der Integration zu stellen. Als Sozial- und Politikwissenschaftler liegt unsere Stärke darin, gemeinsam mit den Flüchtlingen und Einheimischen ein Argument für eine gleichberechtigte, emanzipierte, freie Zivilgesellschaft zu konstruieren. Nur auf dieser respektvollen Weise kann man erwarten, dass die Teilnehmer die Werte und Gesetze nicht nur kennen, sondern auch davon überzeugt sind und danach handeln.
Wir erforschen gemeinsam mit den Teilnehmern, wie Ideen und Begriffe wie Demokratie, Freiheit, Toleranz und Emanzipation zusammenhängen, einander unterstützen, und letztlich auf unserem Verständnis basieren, was es bedeutet ein Mensch zu sein und was es bedeutet in einer anständigen Gesellschaft leben. Wir formulieren dazu hauptsächlich Fragen, es handelt sich nicht um Frontalunterricht. In einer Deliberation fangen wir an mit abstrakten, normativen Ideen wie Freiheit, Toleranz und Demokratie, und übersetzen die Einsichten, die wir zusammen entwickelt haben erst später in konkrete Themen wie Zwangsheirat, Kopftuch, oder Gleichberechtigung. Weil es sich um eng zusammenhängende „essentially contested concepts“ handelt, geht eine Diskussion über die Eigenschaften einer Demokratie von selbst über zu Diskussionen über Konzepte wie Freiheit, Gleichberechtigung oder Toleranz. Wir benutzen Zitate, Thesen, Bilder und kurze Dokumentarfilme, um die Gespräche anzustoßen und Sprachprobleme zu überwinden. Die Teilnehmer sollten sich weiter wohl, respektiert, sicher und nicht angegriffen fühlen. Wir vermeiden darum direkte Gegenüberstellungen zwischen Ländern und Kulturen, und zeigen stattdessen unter anderem historische Entwicklungen (zum Beispiel, wie haben sich die Ideen über Gleichberechtigung in Deutschland in dem letzten Jahrhundert entwickelt?). Vor allem wollen wir zeigen und zusammen erfahren, dass es möglich, nützlich, aufklärend und auch unterhaltsam ist, mit anderen Bürgern grundlegende Werte, Ideen und Perspektiven zu diskutieren. Die Workshops sind eine allgemeine Erfahrung in Toleranz, Reflexion, gesellschaftliche und politische Teilhabe, die hoffentlich den Weg für weiteren deliberativen Austauschen ebnen wird.
Wir wenden also die reichhaltige empirische Forschung zur Deliberation an. Darüber hinaus bauen wir auf den Erfahrungen und Kompetenzen auf, die wir bereits in 2016 in Brandenburg und Berlin mit deliberativen Projekte entwickelt haben.
Das Projekt wird ermöglicht durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, sowie die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie).
Ein Bericht über unsere Methoden und Erfahrungen finden Sie hier
Einen Übersicht von den Themen die wir in den Workshops behandeln, finden Sie hier.
Einen Flyer über das Projekt finden Sie hier.