SSW hat in den letzten Jahren verschiedene Untersuchungen in Brandenburg zu den Lebensbedingungen von Flüchtlingen und ihren Kindern durchgeführt. Immer wieder wird die besondere Gefährdung von Kindern in so genannten Übergangsheimen deutlich. Die Fluchterfahrung und das unsichere Leben in diese Heime hemmen offensichtlich ihre Entwicklung. Darüber hinaus besuchten die Kinder oft keine Kita und waren sie sozial und sprachlich völlig unvorbereitet auf den Eintritt in die Grundschule. Im weiteren Verlauf ihrer Schullaufbahn sind sie nur selten in der Lage, diesen Rückstand aufzuholen. Deshalb müssen diese Kinder so früh wie möglich in ihrer Entwicklung gefördert werden.
Selbstregulierung wird bei den geplanten Aktivitäten besonders gefördert. Selbstregulierung ist eine wichtige Fähigkeit, die früh erlernt werden muss. Da viele Migrantenkinder schwierige Erfahrungen gemacht haben, um in ein Aufnahmeland zu gelangen, können sie unter posttraumatischem Stress leiden, der sich vor allem in problematischen Verhaltensweisen äußert. Diese Verhaltensweisen sind oft körperlicher und sozialer Natur und können in einem schulischen Umfeld störend wirken. Wenn ein Kind diese Fähigkeiten nicht erlernt, bevor es in eine Schule kommt, wird es in seinen schulischen Fortschritten und sozialen Meilensteinen zurückbleiben. In diesem Projekt wird eine Intervention vorgeschlagen, die Kindern diese lebenswichtigen Selbstregulierungsfähigkeiten beibringt, bevor sie in das deutsche Schulsystem eintreten, und ihnen eine Grundlage bietet, auf der sie in diesem Umfeld aufbauen können. Mit einer Reihe von Spielen sollen die Kinder individuell und in der Gruppe Selbstregulierungsfähigkeiten erlernen. Diese Fähigkeiten und das Üben ihrer Anwendung werden zu wichtigen Bausteinen für den Umgang mit dem verwirrenden und anspruchsvollen Umfeld der Schule.
Mit Hilfe von örtlichen Heimleitern und Sozialarbeitern, mit denen die SSW bereits zusammengearbeitet hat, wird eine Gruppe von etwa 10 Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren gebildet, die sich einmal pro Woche für etwa drei Stunden trifft. Das Projekt wird im September 2022 beginnen und 16 Begegnungen umfassen. Auf der Grundlage der Erfahrungen wird dann entschieden, ob das Projekt ausgeweitet werden kann.
Zur Unterstützung der oben genannten pädagogischen Interventionen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstregulation der Kinder sind auch Aktivitäten außerhalb der Heime geplant. Dazu gehören Besuche in der örtlichen Bibliothek, wo den Kindern deren Angebote vorgestellt werden, eine Zusammenarbeit mit einem örtlichen Naturverein, der mit den Kindern Ausflüge in den Wald unternimmt und sie über Flora und Fauna unterrichtet, sowie Besuche von kinderfreundlichen Kultureinrichtungen wie Museen, Kindertheater und Musikaufführungen.