Schulung in der Deliberation für Ehrenamtliche: Wie vermittelt man grundlegende Werte?

Angebot für Organisationen in der Geflüchteten- und Jugendhilfe:

Schulung in der Deliberation für Ehrenamtliche: Wie vermittelt man grundlegende Werte?

 

„Jugendliche sind sehr empfindlich, wenn es darum geht, ob ihre Bedürfnisse, Ängste und Ideen ernstgenommen werden oder nicht und ich habe den Eindruck, dass die deliberative Methode eine gute Möglichkeit darstellt, um mit Jugendlichen jenseits von Wissensvermittlung ins Gespräch zu kommen.“

Sozialarbeiterin, Seminar in 2016

Zusammenfassung:

Das Seminar ist ein vom BAMF gefördertes Angebot zur Förderung von politischer Kompetenz und zu Strategien zur Vermeidung gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit. Es ist für teilnehmende Organisationen und deren teilnehmende Ehrenamtliche kostenlos.

Herausforderung:

Es erscheint oft schwierig, über grundlegende Themen wie Demokratie, Freiheit, Toleranz oder Gleichberechtigung einen wirksamen Konsens zu erreichen. Gerade in der Jugend- und Geflüchtetenarbeit ist das informierte und respektvolle Gespräch über politische Ideen des Zusammenlebens wichtig. Personen, die aus Ländern migriert sind, in denen diese Werte nicht zum etablierten Kanon gehören, haben oft einen großen Bedarf und ein großes Interesse, diese Werte zu diskutieren, während gleichermaßen deutsche Jugendliche sich zunehmend einseitiger informieren und sich geradezu aus einem Demokratieüberdruss heraus weniger mit solchen Werten und Ideen auseinandersetzen.

Kursinhalt:

Um dem zu begegnen, wollen wir erstens gesellschaftliche Werte wie Demokratie und Freiheit begründen und Argumente für Toleranz und Demokratie sammeln und zweitens die Methode der Deliberation als Wertbegründungsmethode vermitteln. In sechs Sitzungen zu je 90 Minuten diskutieren wir gemeinsam die Ideen, Perspektiven und Werte, die manche zwar als konstitutiv für die europäische Kultur und Identität halten, die wir aber nicht immer leicht rechtfertigen können. Die Themen sind unter anderem ethischer, kultureller und politischer Pluralismus, aber auch Demokratie, Zivilgesellschaft, Freiheit, Toleranz und Gleichberechtigung. Alle Themen werden inhaltlich, aber auch methodisch behandelt. Mehr Details finden Sie hier. Am Ende des Seminars erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Die Seminare basieren auf der politikwissenschaftlichen Deliberationsforschung sowie unseren praktizierten Deliberationen mit Geflüchteten. Weitere Informationen zu der Schulung finden Sie auf unserer Webseite

Bewerbungsfrist Anfrage bitte an nils.wadt@socialscienceworks.org.
Für die Anmeldung benötigt:

Kurze Beschreibung der Organisation und der Aktivitäten mit Geflüchteten und Jugendlichen, und geschätzte Zahl der Teilnehmer.

Teilnahmebedingungen:  

Organisationen, die in der Geflüchtetenhilfe und Jugendarbeit aktiv sind. Das Seminar kann durchgeführt werden, wenn die Organisation mindestens 10 Teilnehmer für die Schulung gewährleistet. Die Teilnehmer können Hauptangestellte und Honorarkräfte, aber auch Ehrenamtliche sein.

Format:

Blockseminar: 6 mal 1,5 Stunden verteilt auf 2 Tage

Kosten:

Keine (die Schulungen werden durch das BAMF finanziert)

Terminierte Durchführung:

In Absprache mit der Organisation 2 Tage in Folge (Block), ab dem 12.08.2017; bei frühen Anmeldungen auch vorher möglich.

 

Stimmen von Teilnehmern aus 2016:

 „Nach diesem Workshop habe ich viele Interessante Gespräche mit meinem Tandempartner aus Syrien geführt. Wir haben uns darüber unterhalten, wie unterschiedliche Wertevorstellungen zwischen Deutschen und Syrern zu großen Missverständnissen führen können. Auch zwischen uns beiden haben wir anschließend einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt.“

 

„Die Schulung bei Social Science Work hat mich vor allem dazu animiert, meine eigenen Standpunkte und Grundanschauungen kritischer zu hinterfragen und ein präziseres Konzept für große und oft schwer greifbare Begriffe wie „Demokratie“, „Freiheit“ oder „Gleichheit“ zu entwickeln. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie kompliziert es auch für mich – der ich mich in diesen Fragen eigentlich bewandert fühlte – ist, solche Ideen konkret zu formulieren.“

 

 „Als hauptsächliche Vorgehensweise der Deliberation habe ich verstanden, dass Werte und Normen gemeinsam erarbeitet werden. Dazu ist es notwendig, ein gemeinsames Verständnis von Demokratie, Freiheit, Toleranz und Emanzipation zu entwickeln. Dies kann nicht durch normative Vorstellungen geschehen, da dies zu starke Fronten aufmacht und zu Gegenüberstellungen führt. Werte sind ein wichtiger Teil der Identität und aus diesem Grund auch ein sehr sensibles Thema und nur schwer änderbar.“

 

„Bei der Deliberation geht es darum, mithilfe von empirischen Fragen Gespräche zu initiieren, auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses von Demokratie und Freiheit und so dahin zu kommen, zu akzeptieren, dass jeder so leben sollte wie er/sie es möchte und es keine einfachen und richtigen Antworten auf komplexe Fragen geben kann. Bei der deliberativen Methode geht es darum, durch Fragen Diskussionen aufzubauen. Die Fragen müssen so gestellt sein, dass es keine richtige Antwort gibt und keine Antwort bereits impliziert wird, sondern alle Antworten ernst genommen werden und auf ihre Kompatibilität mit den vorher geklärten Konzepten Demokratie und Freiheit überprüft werden.“